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AutorenbildMarco Feiten

In 10 Schritten zu mehr Lieferkettenresilienz

Aktualisiert: 17. Okt.


Seit der COVID-19-Pandemie liegt der Schwerpunkt im Supply Chain Risk Management in der Logistik – und wie sich jüngst wieder gezeigt hat, ist dies durchaus zweckmäßig. So nehmen Containerschiffe derzeit einen langen Umweg ums Kap der Guten Hoffnung, weil die Route durch das Rote Meer durch die Huthi-Attacken zu gefährlich geworden ist. Und mit den geopolitischen Spannungen in Südostasien kündigen sich möglicherweise neue Schocks an.

 

Insofern hat das Risikomanagement ihrer Lieferketten für Unternehmen immens an Bedeutung gewonnen. Und dabei geht es nicht nur um die Logistik, sondern zum Beispiel auch um die effektive Überwachung der Lieferanten, die Erkennung finanzieller Risiken oder die wirksame Eingrenzung von Cyberrisiken. Nachfolgend zeigen wir Ihnen zehn effektive Schritte für mehr Lieferkettenresilienz auf:

 

1. Die Basis: Notfallpläne für die Logistik erstellen

 

Tritt ein Risiko ein, hängt der Impact oftmals von der Reaktionsgeschwindigkeit ab. Diese wiederum lässt sich signifikant reduzieren, wenn es bereits gut durchdachte Notfallpläne gibt. Klar – es lässt sich nicht alles vorhersehen. Indes kann und darf dies kein Grund dafür sein, diesen elementaren Schritt nicht zu gehen. Es gilt, für möglichst viele Eventualitäten zumindest eine Planungsskizze zu haben. Denn dies wird im Notfall immens viel Zeit sparen – und damit auch den Schaden begrenzen.


2. Seit Jahrzehnten bewährt: Das PPRR-Modell nutzen

 

Das PPRR-Modell (Prevention, Preparedness, Response & Recovery) ist ein integrierter Ansatz, der bei der Verringerung des Katastrophenrisikos und beim Notfallmanagement verwendet wird und die verschiedenen Phasen des Katastrophenzyklus beschreibt. Das Modell wurde bereits 1978 von der American Governor's Association entwickelt.


Grafik: State of Queensland, 2022

 

3. Transparenz schaffen – für alle Stakeholder

 

Nicht erst durch das deutsche Lieferkettengesetz (LkSG) und die jüngst vom Europäischen Parlament angenommene Corporate Sustainability Due Diligence-Richtlinie (CSDDD) sind Unternehmen in die Pflicht genommen, mehr Transparenz in ihrer Lieferkette zu gewinnen und zu schaffen. Im Zuge des Megatrends ESG ist Lieferkettentransparenz auch ein Thema für Investoren, Aufsichtsbehörden oder Rating-Gesellschaften. Es ist somit für Unternehmen kein „könnte“ mehr, sondern ein „Muss“. Und hilft letztlich ebenfalls dabei, mehr Nachhaltigkeit und Resilienz zu erreichen.

 

4. Nearshoring rulez – auf mehr regionale Beschaffung setzen

 

Aus der VWL kennen wir das Prinzip der komparativen Kostenvorteile nach David Ricardo. Es besagt, dass eine Person oder Nation sich auf die Produktion von Gütern konzentrieren sollte, bei denen sie geringere opportunistische Kosten hat als andere. So können Länder durch Spezialisierung und Handel erheblichen Nutzen erzielen. Dies war und ist ein mächtiger Treiber der Globalisierung. Indes zeigte sich während der Pandemie, dass wir z.B. zu wenig Medikamente selbst herstellen können bzw. zu abhängig wurden von Produktionszentren in Indien. Und die geopolitischen Spannungen um Taiwan haben – neben der systemischen Auseinandersetzung – auch mit der Abhängigkeit zahlreicher Produkte von den nur dort produzierten Mikrochips zu tun.

 

Dazu kommt, dass weite Lieferwege neben den logistischen Unsicherheiten eben auch Preisrisiken unterliegen (man denke an die explosiv gestiegenen Energiepreise nach dem Beginn des Ukrainekrieges) und ökologisch fragwürdig sind. Es ist daher seitens Unternehmen zweckmäßig genau abzuwägen, ob es nicht längerfristig besser ist, Lieferanten und Vertriebshändler näher an ihrem Betriebszentrum oder dem endgültigen Ziel ihrer Lieferketten zu suchen. Dies würde auch die Zykluszeiten für die Produktlieferung verkürzen.

 

5. Auf Diversifizierung setzen - Multi-Sourcing

 

Neben mehr regionaler Beschaffung kann die Resilienz in der Lieferkette natürlich deutlich erhöht werden, wenn kritische Komponenten von mehreren Lieferanten bezogen werden, die z.B. an verschiedenen Standorten ansässig sind.

 

Diese Strategie ist indes nur umsetzbar, wenn die Komponenten kompatibel und von möglichst gleicher Qualität sind. Zudem erhöht diese Maßnahme zweifellos die Komplexität der Beschaffung und könnte auch Preisnachteile erzeugen, wenn eben pro Lieferant geringere Mengen abgenommen werden, als wenn nur bei einem einzigen Anbieter bezogen würde. Ein möglicher Ausweg: den Nachteil gegenüber eigenen Kunden (und anderen Stakeholdern) als klaren Vorteil für Sie kommunizieren und dafür eben Preisaufschläge durchsetzen oder längere Verträge, die wiederum mehr Planungssicherheit geben.

 

6. KPI definieren und nutzen, z.B. für Fracht

 

Unabhängig von der Position eines Unternehmens innerhalb der Lieferkette ist es selbstverständlich von entscheidender Bedeutung, mit Frachtführern zusammenzuarbeiten, die konsistente und zuverlässige Ergebnisse liefern können. Zu den zu überwachenden Kennzahlen zählen Ladezeit, Transitzeit, Wartungsplanung und die durchschnittliche Anzahl der Stopps entlang einer bestimmten Route. Durch die Analyse dieser Daten sind Unternehmen besser in der Lage, einen Anbieter auszuwählen, der ihren Anforderungen gerecht wird.

 

Auch für andere Aspekte in der Lieferkette ist es zweckmäßig, KPI zu definieren und datenbasierte Entscheidungen zu treffen.

 

7. Risikoszenarien simulieren

 

E-Commerce ist nicht nur wegen der Bequemlichkeit einer Online-Bestellung so groß geworden – der Erfolg basiert zu einem nicht unwesentlichen Teil auf der perfektionierten Gewinnung und Nutzung von Daten.

 

Gleiches gilt auch für das Risikomanagement, auch wenn es hier weitaus anspruchsvoller ist, relevante Daten zu gewinnen, aufzubereiten und zu aggregieren. Indes: liegen diese vor, lassen sich nicht nur aktuelle Entwicklungen visualisieren und verfolgen, sondern auch künftige Szenarien simulieren. Dies ist ein Bereich, an dem scrioo arbeitet und Unternehmen ab 2025 entsprechende Werkzeuge bereitstellen wird.

 

8. Die Raubritter der Neuzeit sitzen vor Computern – schützen Sie sich gegen Cyberrisiken

 

Lieferketten dienen als potenzielle Eintrittspunkte in die Systeme eines Unternehmens, da über die Sicherheitsmaßnahmen, die von Partnern weiter entlang der Lieferkette implementiert werden, keine Kontrolle besteht. Im neuesten Sophos Threat Report: Cybercrime on Main Street berichten die IT-Sicherheitsexperten, dass in 2023 vermehrt die Lieferkette im Business und in der IT-Infrastruktur, attackiert wurden und die Schwachstellen oft in der Remote-Monitoring- und Management-Software eines Dienstanbieters lagen.

 

Entsprechend sollten Unternehmen Compliance-Standards für alle Drittanbieter festlegen, darunter Hersteller, Lieferanten und Händler. Und da in der Regel der Mensch das schwächste (und mächtigste) Glied in der Kette ist: Mitarbeiter*innen müssen kontinuierlich geschult und informiert werden.

 

9. Know your Supplier- wesentliche Daten zu einem Scoring zusammenbringen

 

Während Know your Customer (KYC) in vielen Unternehmen ein etablierter Standard ist, gilt dies nicht bzw. nur teilweise hinsichtlich der eigenen Lieferanten. Häufig und verständlicherweise wird argumentiert, dass der Einkauf das gar nicht leisten kann - denn wie soll das gehen, wenn es hunderte oder gar tausende Lieferanten gibt und diese auch immer mal wieder wechseln?

 

Die Antwort liegt abermals in Daten und Systemen. Es gibt ausreichend Anbieter von Governance-Informationen, Anbieter von PEP- und Sanktionslisten-Screening, Kredit- und Bonitäts-Ratings, etc. Die eigentliche Kunst liegt darin, diese Informationen zusammenzubringen in einem Lieferantenmanagementsystem oder zumindest einem Lieferanten-Bewertungssystem.

 

Darüber hinaus bietet eine auf Medienanalyse aufgebaute Lieferantenüberwachung immense Vorteile:

 

10. Risiken in Echtzeit überwachen – mit scrioo

 

Um Güter zu verfolgen haben sich RFID-Etiketten bewährt. Dadurch können zum Beispiel Transportrouten überwacht und Abweichungen schnell erkannt werden.

 

Sehr großen Nutzen biete auch eine Medienanalyse, denn diese kann ebenfalls in Echtzeit relevante Informationen liefern – über Transporteinschränkungen durch Unfälle oder Naturkatastrophen, neue Ergebnisse zur Geschäftsentwicklung oder personellen Veränderungen bei Lieferanten bis hin zu bestimmten – für die Lieferkette bedeutsamen strategischen Themen, etwa kritischen Rohstoffen oder speziellen Teilen oder Herstellungsverfahren.

 

Eben dies liefert scrioo. Wichtig dabei ist, dass die Medienanalyse so aufgesetzt wird, dass für Unternehmen maximal relevante Informationen gewonnen werden – denn weltweit werden täglich Millionen von neuen Inhalten erstellt und veröffentlicht (überdies in zahlreichen verschiedenen Sprachen), sodass deren Screening, Kategorisierung, Clusterung und Bewertung nur mithilfe von spezifischer KI bewerkstelligt werden kann.

 

 

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