Neben rechtlichen und ethischen Gesichtspunkten gibt es eine unternehmensstrategische Dimension für die Berücksichtigung von Menschenrechten und Umweltschutz. Der Aufwand für die Sicherung der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit entlang der Lieferketten bringt potenziell betriebswirtschaftliche Chancen mit sich. Es gibt Belege dafür, dass verantwortungsvolles Unternehmensverhalten zu Wettbewerbsvorteilen führen kann.
Das Handelsblatt Research Institute befragte Unternehmen zu betriebswirtschaftlichen Vorteilen durch die Sicherung der Nachhaltigkeit in der Lieferkette. Nur weniger als ein Sechstel der deutschen Unternehmen sieht keine Vorteile durch die Einhaltung von Sorgfaltspflichten. Die Chancen aus Sicht der deutschen Unternehmen sind in der folgenden Abbildung dargestellt:
Reputation (35,2%):
Ein erheblicher Anteil der Unternehmen glaubt, dass die Einhaltung von Sorgfaltspflichten ihre Reputation verbessert, was das Vertrauen von Kunden, Investoren und anderen Stakeholdern stärkt.
Qualität (34,5%):
Ein bedeutender der Unternehmen meint, dass sorgfältige Überwachung und Auswahl von Zulieferern die Qualität der Vorprodukte und somit der Endprodukte erhöht.
Resilienz (30,9%):
Viele Unternehmen sehen in der Einhaltung von Sorgfaltspflichten eine Möglichkeit, ihre Lieferketten widerstandsfähiger gegen Störungen und Risiken zu machen.
Attraktivität (30,3%):
Verantwortungsvolles Verhalten und die Einhaltung von Sorgfaltspflichten machen Unternehmen attraktiver für qualifizierte Arbeitskräfte und verbessern die Mitarbeiterzufriedenheit.
Innovation (25,2%):
Durch die stärkere Zusammenarbeit und Einbindung der Lieferanten können Innovationen gefördert werden.
Um ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen, müssen Unternehmen umfangreiche Daten entlang der Lieferkette sammeln. Je komplexer und verzweigter die Lieferketten sind, desto größer ist der Informationsaufwand. Herkömmliche Methoden, wie Excel-Tabellen, stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Bisher nutzen nur etwa die Hälfte der Unternehmen spezielle digitale Tools für das Lieferkettenmanagement, während die andere Hälfte hauptsächlich auf Excel setzt. Der Bedarf an intelligenten Datenanalyselösungen, sogenannten Smart Analytics, wächst. Diese Lösungen, unterstützt durch künstliche Intelligenz (KI), ermöglichen eine effektive Datensammlung und -aufbereitung für fundierte Entscheidungen.
Derzeit kann jedoch nur ein Anteil von 39 Prozent der Prozesse im Supply Chain Monitoring durch KI unterstützt werden. Um diesen Bedarf zu adressieren, hat scrioo im vergangenen Jahr ein dreijähriges Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) initiiert. Ziel dieses Projekts ist es, die bestehende Plattform weiterzuentwickeln und eine umfassende Lösung für das Risikomanagement in Lieferketten zu schaffen. Innovative Funktionen, wie z.B. die Simulation potenzieller Unterbrechungsszenarien, werden in die zukünftige Plattform integriert. Diese neuen Features ermöglichen es Unternehmen, proaktiv auf mögliche Risiken zu reagieren und ihre Lieferketten noch resilienter zu gestalten.
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